Samstag, 23. April 2022

Wien – viel mehr als nur guter ÖPNV

Wien gehört zu den Städten in Europa, die in puncto Städtebau und Verkehr als wegweisend gelten. Auf der Habenseite findet sich zuallererst die unglaublich hohe Qualität des ÖPNV. U-Bahn im 5-6 Minuten-Takt, dichtes Straßenbahnnetz mit Bedienung im 6-7 Minuten-Takt, unterstützt von einem engmaschigen Busliniennetz mit 10 Minuten-Takt. Mit dem Projekt "U2xU5" im Westen der Stadt wird das U-Bahnnetz bis 2028 mit der neue Linie U 5 um 11 Stationen erweitert.

Beim Fahrradverkehr ist jedoch die Beispielhaftigkeit schnell zu Ende. Es gibt einzelne, qualitativ hochwertige Abschnitte, die sich aber nicht zu einem hochwertigen Netz zusammenfügen. Es sind eher Puzzlesteine, die noch aufwändig zusammengefügt werden müssen. Und der Fußverkehr? Die zentralen Fußgängerzonen in der Innenstadt sind umgeben von Straßen, die zu Begegnungszonen umgebaut wurden. Zu nennen ist hier das Paradebeispiel Mariahilfer Straße, die von einer Automeile zu einem vielfältig genutzten, urbanen Raum umgestaltet wurde. Der Rückbau von radial auf die Innenstadt zulaufenden Straße mit punktuellen Engriffen oder mit einem Vollumbau schafft Qualität für Fußgänger und beschleunigt die Straßenbahn.

 

Umgestaltete Mariahilfer Straße

 


 

Begegungszonen im Umfeld der...

 

...zentralen Fußgängerzonen


Durch die kluge Wohnungsbaupolitik seit den 1920er Jahren lebt heute fast die Hälfte aller Wiener (44 %) in einer Gemeinde- oder Genossenschaftswohnung. Das bezahlbare Wohnen hat eine gemischte Sozialstruktur erhalten. Dazu kommt, dass die Stadtteile insbesondere im Westen der Stadt noch lebendige Nebenzentren mit einem vielfältigen, häufig eigentümergeführten Einzelhandelsangebot besitzen. Mit dem hervorragenden ÖPNV-Angebot, der günstigen innerstädtischen Wohnversorgung und den intakten Nebenzentren mit städtebaulich integrierten Verkehrsstraßen besitzt Wien bereits das, was – ausgehend von Paris – viele Städte als Ziel anstreben: Die 15 Minuten-Stadt als stadtplanerische Voraussetzung für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung.


 

Punktuelle Eingriffe Ottrakringer Straße

 


 

 

Umgestaltung Thaliastraße...

 

...zum Klima-Boulevard

 

 

Bei der Weiterentwicklung des Wohnungsbestandes setzt die Stadt Wien auf Klotzen statt sich mit der Bebauung der letzten innerstädtischen Freiflächen durch die Stadt zu kleckern. Es gibt mehrere Großprojekte, wo durch Umnutzung brachliegender Flächen neue, eigenständige Stadtteile entwickelt werden (z. B. der ehem. Nordbahnhof – mit Verlängerung der Straßenbahnlinie). Mit der Seestadt Aspern entwickelt die Stadt auf einem ehemaligen Flughafengelände einen neuen Stadtteil für mehr als 25.000 Menschen und über 20.000 Arbeits- und Ausbildungsplätze – natürlich mit der Schaffung von hochleistungsfähigen Schienenverbindungen.

 

Umnutzung des Nordbahnhofs...



...zu einem neuen Stadtteil

 

Seestadt Aspern mit großzügigen Straßenräumen

 

Bei allen Projekten, sei es im Bestand, durch Umnutzung oder durch Neubau, rückt das Schwamm­stadt­prin­zip immer stärker in den Vordergrund. Dabei geht es nicht nur um die Bewältigung von Starkregenereignissen, sondern angesichts des in Wien herrschenden kontinentalen Klimas auch ganz wesentlich um die Verbesserung des Stadtklimas: Kaum ein öffentlicher Platz ohne Wasserflächen oder Brunnen, Trinkwasserspender oder Nebeldüsen. Die Neubaugasse/ Zollergasse bieten das jüngste Beispiel für einen umfassend klimaangepassten Straßenumbau. Die Vielzahl der Aktivitäten und Einzelmaßnahmen würde den Rahmen dieses Posts sprengen, kann aber umfassend im Internet auf den Seiten der Stadt Wien nachgelesen werden und.

 

Umbau Neubaugasse

 


 

Kliamgerechter Umbau Zollergasse

 


Wien ist eine Reise wert – nicht nur für Fans des öffentlichen Nahverkehrs!