Kopenhagen gilt wegen des hohen Radfahreranteils als Vorbild für andere Großstädte. Das ist in weiten Teil gerechtfertigt. Da gibt es breite, großzügig dimensionierte Fahrradrouten, architektonisch spannende Lösungen für Brückenbauwerke dort, wo Radfahrer sie brauchen, um möglichst direkt und komfortabel ihr Ziel zu erreichen. Da gibt es richtig gut gestaltete Stadtplätze, die nahezu vollständig mit Fahrrädern zugestellt sind. Faszinierend! Faszinierend?
Hier muss die Frage erlaubt sein, die auch in den
Niederlanden immer häufiger gestellt wird: Wieviel Fahrradverkehr verträgt eine
Stadt und welche Infrastrukturen muss man dafür vorhalten? Es ist beispielhaft,
so viele Brücken für den Fahrradverkehr zu bauen (besonders sehenswert Lille
Langebro, Circelbroen, Inderhavnsbroen, Cykleslangen), will man aber als
Fußgänger die Wasserwege queren – dann wird es schnell nervig.
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Den Stadtplatz auf dem Norreport Bahnhof (Norre Voldgade)
kann man als gigantischen Mobilitätshub bezeichnen und ist mit der organischen
Formgebung der Fahrradmulden und den Kiosk-Gebäuden mit begrünten Dächern avantgardistisch
gestaltet – großes Kino! Aber: Aufenthaltsqualität auf diesem zentralen
Stadtplatz? Nicht wirklich vorhanden. Fußgängerfreundlichkeit? Überschaubar. Auffinden
der richtigen Bushaltestelle in der gewünschten Richtung? Ohne Ortskenntnis
fast unmöglich. Wiederfinden und herauspuhlen des abgestellten Fahrrades?
Abenteuerlich.
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Man muss sich trotz des extrem hohen Fahrradanteils von dem Gedanken frei machen, Kopenhagen sei eine Stadt mit wenig Kfz-Verkehr. Quer durch die Innenstadt verlaufen hochleistungsfähige sechs- und achtstreifige Hauptverkehrsstraßen (z. B. H.C. Andersens-Blvd.), die durch die hochwertigen Radverbindungen entlastet und damit noch leistungsfähiger werden; häufig begleitet von schmalen Gehwegen, die zusätzlich durch abgestellte Fahrräder eingeschränkt sind.
Kopenhagen – eine Reise wert? In jedem Fall! Man kann in dieser Stadt viel lernen und von den Erfahrungen profitieren: Zum Beispiel wieviel Mut und Zeit es braucht, eine Stadt auf diesen Weg zu bringen, dass sich eine erfolgreiche Fahrradförderung in einer hochwertigen Infrastruktur niederschlagen muss, aber auch, dass man Mobilität, insbesondere auch bezogen auf den Fußverkehr ganzheitlich betrachtet und man sich die Frage noch einmal kritisch stellen sollte, wieviel Kfz-Verkehr verträgt diese Stadt? Da hat Kopenhagen noch ein Stück des Weges vor sich.
Kopenhagen – eine Reise wert? Ja, aus noch ganz anderen Gründen, siehe Teil 2!
Kopenhagen ist wirklich eine faszinierende Stadt, und dein Bericht weckt definitiv die Reiselust! Die Mischung aus moderner Architektur, historischen Vierteln und der Nähe zum Wasser ist beeindruckend. Besonders interessant finde ich deine Tipps zu weniger bekannten Orten – sie machen die Stadt noch spannender. Es ist schön zu sehen, wie viel Liebe zum Detail in deinem Beitrag steckt. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil deiner Reise und bin gespannt, welche Highlights du noch teilen wirst!
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