Kapstadt, Bo-Kaap - Fotoimpressionen PRR Download unter www.prr.de/Poster SA.pdf |
Tagsüber gibt es über soziale Unterschiede hinweg ein
weitgehendes Miteinander der unterschiedlichen ethnischen Gruppen. Aber abends
fährt jeder in seinen Stadtteil. Das reicht von Townships bis zu Gated
Communities, die beide immer weiter ausufernd die Weichbilder der großen Städte
beherrschen.
Das reicht von BRT-Systemen mit schicken Midi-Bussen zur
Erschließung der Innenstädte und der Weißenviertel (teilweise nach Abschaffung
der Straßenbahn) bis zu alten Gurken, die von eigenen Busbahnhöfen nahezu
unsichtbar für Weiße in die Townships fahren.
Das reicht von Klein- und Kleinsthandel in den Townships bis
hin zu Malls, die alleine im Umfeld von Johannesburg in den letzten Jahren
einen Zuwachs von mehreren Millionen Quadratmeter Verkaufsflächen
verzeichneten.
Das reicht von engagierten Projekten zur Aufwertung
innerstädtischer Quartiere bis hin zu typischen Investorenprojekten mit
Luxuswohnungen und Bürotürmen.
Das reicht von unsicheren Straßenzügen und Stadtvierteln bis
zu Business Improvement Districts (BID), wo der öffentliche Raum den Investoren
gehört, die über ihre privaten Wachdienste über das bestimmen, was erlaubt ist
und was nicht (z. B. Fotografier- und Versammlungsverbot). Der Wert des
öffentlichen Raums zwischen mitteleuropäischer Tradition und lokalem
Sicherheitsbedürfnis war eines der meistdiskutierten Themen unter den
Exkursionsteilnehmern.
Das reicht von esoterischen Kollegen, die Arbeit nur als
soweit notwendig ansehen, dass man davon leben kann, über eher kommunistisch
orientierte Kollegen, die in anderen Gesellschaftsformen keine Lösung sehen,
bis hin zu Schickimicki-Architekturbüros, die mitten im Turbo-Kapitalismus
stehen.
All das muss dieser Staat aushalten. Der derzeitige
Staatpräsident Zuma ist umstritten und das Programm musste mehrfach wegen
massiver Demonstrationen umgestellt werden. Aber: Weiße und Schwarze
demonstrieren gemeinsam gegen die Regierung, die Polizei hat die
Demonstrationszüge entspannt begleitet und die Presse kann offen über die
Demonstrationen berichten. Das ist heute angesichts der Entwicklung in anderen
Ländern wieder erwähnenswert.
Es war keine spektakuläre, aber eine sehr spannende Reise in
eine Welt zwischen arm und reich.